Noch keine zehn Posts verfasst und schon stecke ich inmitten der ersten Blog-Sinnkrise. Ich habe Zweifel. Dabei habe ich gedacht, ich könnte sie einfach über Bord werfen indem ich einfach anfange. Aber irgendwie scheint das nicht so recht zu funktionieren. Sie lähmen mich. Es geht nicht vor und nicht zurück. In mir tobt seit Tagen eine wilde Diskussion, wie es weitergehen soll. Dass ich das mit dem Bloggen ernst meine und tatsächlich versuchen will, das steht außer Frage. Nicht umsonst gehe ich seit fast zwei Jahren mit dieser Idee schwanger. Diese Stimme in mir ist ganz laut. Aber dagegen schreien zig verschiedene andere Stimmen, mit denen ich nicht so recht umzugehen weiß. Was sagen die denn so? Hören wir mal kurz rein:
"Das alles hier ist für jeden öffentlich zugängig, willst du dass jeder Fremde soviel über dich erfahren kann? Du solltest nicht so viel von dir preisgeben oder am besten völlig anonym schreiben."
"Das ist doch alles quatsch. Wofür brauchst du so eine Selbstdarstellungsplattform?! Geh lieber raus und genieße das echte Leben statt dir ein zweites Ich in der digitalen Welt zurechtzupfeilen!"
"Das was du bisher geschrieben hast ist schlecht. Es ist verkrampft, gewollt und langweilig." (Hallo Perfektionist, dich haben wir ja schon öfters getroffen...)
(Foto aus "Alles nur Geklaut"- Austin Kleon)
"Was hast du überhaupt hier verloren? Wer interessiert sich für deinen Kartoffel-Zucchini-Gratin mit schlechten Fotos? Das hat es doch alles schon zig mal in viel besser gegeben. Was willst du dem denn noch hinzufügen?"
"Rezepte, Reisefotos, ... das ist doch gar nicht das, über was du wirklich schreiben willst. Hab endlich den Mut über Themen zu schreiben, die dir wirklich wichtig sind, auch wenn es dann nicht mehr so unverbindlich anonym ist."
"Wieso überhaupt ein fanzösischer Titel 'Oui, je suis Mimi'? Das schreckt doch jeden potentiellen Leser ab, der kein Französisch kann."
...
Da tobt es ganz schön in mir. Der Punkt mit der Anonymität, da muss ich glaube ich noch ein Weilchen dran knabbern. Und meine Zweifel diesbezüglich vorerst bei jedem Post von Neuem über Bord werfen.
Auch den Perfektionisten werde ich nicht durch Argumente besiegen können, sondern nur durch beharrlichen Trotz. Wozu ich vielleicht aber meine Einstellung ins rechte Licht rücken kann, ist der Punkt, dass ich der Welt nichts Neues zeigen kann, weil es alles schonmal in viel besser gegeben hat.
Geht es darum? Geht es beim Bloggen darum, etwas nie dagewesenes zu komponieren und darzustellen? Mein Verstand sagt nein. Es geht um Aneignung. Es geht um mich. Es geht darum, wie ich die kleine Welt wahrnehme, in der ich lebe; um die Dinge, die ich mit meinen begrenzten Fähigkeiten kreieren kann. Es geht darum, meine Erkenntnisse darzustellen, auch wenn sie schon zig mal von anderen exakt so gehabt worden sind.
"Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, wir sehen sie so, wie wir sind"
Anais Nin
"Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden was wir erleben, macht unser Schicksal aus."
Marie von Ebner-Eschenbach
Wir sind nicht allein auf der Welt und das macht es schwer, der oder die Beste in etwas zu sein oder auch einfach nur einzigartig in irgendeinem Bereich zu sein. Aber ist das so schlimm?
Die Welt interessiert sich nicht für meinen Blog. Vielleicht wird ihn allezeit nur eine halbe Handvoll Leute lesen. Aber für mich macht es einen Unterschied. Meine kleine Welt verändert es gewaltig, ob ich mich traue etwas zu erschaffen oder aus Angst davor, niemals gut genug zu sein, in Passivität verharrre.
"Es ist nicht genug, zu wissen, man muss es auch anwenden.
Es ist nicht genug, zu wollen, man muss es auch tun."
Johann Wolfgang von Goethe
Und deswegen fange ich jetzt an.