Es wird gegärtnert. Seit einiger Zeit haben der Freund und
ich einen Garten. Naja, keinen Garten, wie ihn sich jeder vorstellt, wenn ich
genau das sage: „Übrigens - wir haben jetzt einen Garten“. Eher einen Acker. Kein
Rasen, der zum Chillen und Grillen einlädt, vielmehr Unkraut, dass gerupft
werden will. Einen Nutzgarten halt. Aber nichts desto weniger beglückend.
Im April bin ich auf eine Anzeige im örtlichen Wochenblatt
gestoßen, „Genussgärtner gesucht“ hieß es da. Genießen kann ich - das mit dem
Gärtnern lässt sich doch bestimmt lernen. Schnell war der Freund überzeugt, ein
Anruf getätigt und schon standen wir mit unseren Leezen (dem Münsteraner sein
geliebtes Fahrrad) am Gartenzaun. Hinein ins „Grüne Vergnügen“, wie sich unsere
Parzelle nennt: 50 m² Ackerland, bereits besät mit ca. 20 verschiedenen
Gemüsesorten.
Die ersten Salatköpfe waren schon erntereif, drum herum viel
grünes Zeugs, das unser ungeschultes Gärtnerauge nicht zu identifizieren
vermochte. Laut Ankündigung sollten sich hier noch Mangold, Rotkohl,
Buschbohnen, Rote Beete, Zwiebeln, Fenchel, Erbsen, Rosenkohl, Mais und etliches
mehr befinden. Da standen wir nun in unseren „Städter auf Landausflug“-Klamotten
und hatten keine Ahnung, was nun zu tun war. Also einfach mal eine Harke
genommen und ein bisschen rumgeharkt - sah professionell aus und die anderen
anwesenden Städter auf-Landausflügler verhielten sich ähnlich.
Einige Wochen und dutzende ausgeliehene und durchblätterte „Mein
Nutzgarten“-Bücher später sind die gleichen 50 m² Ackerfläche kaum
wiederzuerkennen. Die Sonnenblumen sind mannshoch, die Kürbispflanze so breit
wie unser halbes Wohnzimmer. Und wir haben gelernt zu gärtnern. Ok, sagen
wir, wir können nun immerhin Buschbohnen von Dicken Bohnen unterscheiden
und wissen, wie man so „anhäufelt“.
Jede Woche schleppen wir nun also einige Kilo frisch
geerntetes Bio-Gemüse vom Acker nach Hause. Lernen Gemüsesorten kennen, die bis
dato noch nie den Weg auf unseren Tisch gefunden haben. Und essen viel mehr
Gemüse als zuvor, schließlich wäre es wirklich zu schade etwas wegzuwerfen, das
man mühevoll selbst gepflegt und geerntet hat. Was unter den eigenen Händen
gewachsen ist, weiß man viel mehr wertzuschätzen. Und auch der Gaumen genießt
ganz anders, wenn er um die Mühen des Gärtnerns weiß. Wer kennt nicht den
Genuss einer einzigen selbst gepflückten Erdbeere vom heimischen Balkon, deren
Geschmack noch Minuten im Gaumen nachklingt, um Welten besser als jede Schale
aus dem Supermarkt. Selber machen ist eine gute Achtsamkeitsschule, aber das ist
wieder ein anderes Thema, auf das wir später vielleicht nochmal zurückkommen. Erstmal
möchte ich hiermit eine kleine Reihe einleiten: 'Vom Garten auf den Tisch' und zeigen, was sich mit den heimischen Produkten alles
zaubern lässt.
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